GENERAL-ANZEIGER BONN 26. Januar 2022
VON ALEXANDER BARTH
OBERKASSEL. „Wer Wein-Raritäten und ausgewiesene Spitzengewächse sucht, ist hier genau richtig“: Zehn Wörter, die so in der aktuellen Ausgabe des renommierten Falstaff Wein Guide stehen, und die
dem Ehepaar Schrempp ein hervorragendes Zeugnis für ihre urigen Kinkel-Stuben ausstellen. Die befinden sich in der nach dem Dichter und Theologen Gottfried Kinkel benannten Straße in Oberkassel,
1979 haben Bärbel und Lothar Schrempp die Stuben übernommen und seitdem den guten Ruf auf- und ausgebaut. Der Weinführer listet sie unter den führenden Weinlokalen in Deutschland, lobt ebenfalls
die Gastronomie.
„So eine Auszeichnung bedeutet uns sehr viel, denn sie basiert auf den Empfehlungen unserer Gäste“ sagt Lothar Schrempp. 93 von 100 möglichen Punkten im Bewertungssystem des österreichischen
Gourmet- und Weinmagazins sind es in der aktuellen Ausgabe des von Genussliebhabern geschätzten Werks geworden. „Falstaff bewerten Gasthäuser und Restaurants in Deutschland, Österreich und der
Schweiz.
„Wir sind natürlich stolz und erfreut, dass wir mit den Kinkel-Stuben gut vertreten sind. Da ist einige Konkurrenz vorhanden“ sagt Schrempp. Seit Jahrzehnten ist der gebürtige Badener in Sachen Wein unterwegs, meist beruflich, die
meiste Zeit davon in Bonn. „Ich bin wegen meiner Frau damals hierhergezogen, und es lohnt sich bis heute jeden Tag.“ Ende März werden es 43 Jahre sein, in denen die Schrempps ihre Weinstube
führen. „Wir haben zu einer Zeit angefangen, als sich vieles in Deutschland in Sachen Wein gerade einmal um die Frage drehte: Rot oder Weiß?“, sagt Schrempp und lächelt. „Heute ist der Horizont
bei vielen Menschen deutlich weiter, Wein ist ein verbreitetes Kulturgut.” Rund 800 verschiedene Tropfen hat Lothar Schrempp heute für seine Gäste im Keller parat. Seine Leidenschaft seien seit
jeher deutsche Weine. „Ich habe früher so etwas wie Aufklärungsarbeit geleistet, nach dem Motto: Schaut mal, bei uns gibt es doch wunderbare Weine“, sagt er. Längst gehören einheimische Reben zum
guten Tropfen-Tenor in Deutschland. So viele wie in den Kinkel-Stuben gibt es womöglich an keinem Ort zu kosten.
Bis ins Jahr 1921 geht das flüssige Hausarchiv aktuell zurück, eine
umfangreiche Karte versorgt Kenner wie unbedarfte Probierfreudige gleichermaßen. Lothar Schrempp ist durchaus der Netzwerker des Wirtspaares, früher ist er viel gereist, hat sich seine
„Betriebsmittel“ quasi an der Quelle angeschaut, immer mit Wirts- und Sammlerleidenschaft: „Bis heute bin ich quer durchs Land gut bekannt mit Winzern und Vertreibern. Das ist wichtig, wenn man
eine große Auswahl mit entsprechender Qualität anbieten will.“
Das Gros seiner Gäste komme seit jeher nicht in erster Linie aus der Nachbarschaft, sondern teils weite Wege den Rhein hinauf und hinab. „Wir sind fest verwurzelt in Oberkassel, auch wenn hier
immer wieder Autos aus Düsseldorf oder Koblenz parken“, sagt Schrempp und lächelt wieder. Was aber schätzen die Menschen aus nah und fern an der kleinen, mit viel Holz und allerlei liebevoll
ausgewählten Klein -und Kitschigkeiten aus dem Gemütlichkeitssortiment ausgestatteten Schankstube? „Wahrscheinlich genau dieses Ambiente, das es in der heutigen Gastronomie-Landschaft einfach
nicht mehr oft gibt“, vermutet der ausgezeichnete Gastgeber.